In Thüringens Gärten und Parkanlagen haben sich viele Landschaftsbau-Visionäre verewigt. Einer von ihnen war Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Der schillernde Graf zählte zu den gefragtesten Gartenkünstlern seiner Zeit. Seine unverkennbare Handschrift machte unter anderem die Schlossparks Ettersburg und Altenstein zu ganz besonderen Orten. Davon können sich die Besucher der BUGA 2021 in Erfurt selbst überzeugen. Denn beide Gärten gehören zum BUGA-Programm.
„Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz.“
Fürst von Pückler-Muskau
Zwei Dinge konnte Pückler-Muskau (1785-1871) besonders gut: sich selbst in Szene setzen und Landschaftsgärten erster Güte gestalten. Nach dem Tod der Eltern erbte der adlige Pückler die Standesherrschaft im sächsischen Muskau und schuf hier sein erstes Hauptwerk, den Muskauer Park, der seit 2004 zum UNESCO-Welterbe zählt.
Prägend für seine Leidenschaft zum Gartenbau waren die Reisen nach England, die er eigentlich aus einem ganz anderen Grund antrat. Vom Bankrott bedroht, ließ sich Pückler 1826 einvernehmlich von seiner Frau Lucie von Hardenberg scheiden, um in England reich zu heiraten. Dies gelang nicht, aber er entdeckte seine Liebe zur englischen Gartenbaukunst. Zurück in Deutschland konnte er diese gewinnbringend einsetzen.
Seine Genialität ging aber weit über den Gartenbau hinaus. Pückler-Muskau war ein begnadeter Schreiber und
verdiente unter anderem mit ausführlichen Reiseberichten gutes Geld, das er als Lebemann und Deutscher Dandy dringend brauchte. Reisen, die ihn unter anderem in den Orient und den Sudan führten, lieferten den Stoff für viele Geschichten – und brachten ihm Inspirationen für seine Gartenprojekte. Eine geplante Reise nach Nordamerika konnte der Graf allerdings nicht antreten. Aufgrund eines Duells verpasste er die Schiffspassage.
Auch Briefe, die er an seine Frau schrieb und die anonym als „Briefe eines Verstorbenen“ veröffentlicht wurden, fanden reißenden Absatz. Schließlich konnte er, als Mitglied des Adels, dem Bürgertum so Einblick in die abgeschottete Welt der Blaublüter gewähren.
Als der Graf am 04. Februar 1871 auf seinem Schloss Barnitz starb, hinterließ er keine Erben, aber ein großes Erbe der Gartenbaukunst.
Vom Schloss Ettersburg aus haben Besucher eine gute Aussicht über den langgezogenen, von Bäumen begrenzten Wiesenraum. Früher gab es dort, wo die Wiese endet, einen Jagdstern, eine Art Rondell, von dem aus mehrere Schneisen in den Wald führten. Zum Beispiel die Schlossallee, die den Jagdstern mit dem Schloss verband. Pückler-Muskau empfahl eine Neugestaltung der Schneise – es entstand der sogenannte „Pücklerschlag“, der wie eine Theaterkulisse wirkt.
„Markante Gehölze, die zum Teil noch aus Pücklers Zeit stammen,“ erklärt Catrin Seidel, Leiterin der Abteilung Gärten der Klassik Stiftung Weimar „lockern den Waldrand auf und verleihen dem Park seine besondere Weite.“
Eine weitere Schneise, die Grünhausallee, schrieb zwischen 1937 und 1945 weniger schöne Geschichte. Sie diente als direkte Verbindung zum damaligen Konzentrationslager Buchenwald. Lange Zeit ungenutzt, wurde die historische „Zeitschneise“ 1999 wieder begehbar gemacht und erinnert heute an dieses dunkle Kapitel.
Typisch für die Garten- und Landschaftsgestaltung des visionären Fürsten war das Zonierungsprinzip. Auch den Schlosspark Ettersburg gestaltete Pückler-Muskau danach. Es unterteilt die vom Grafen gestalteten Schlossgärten in verschiedene Zonen. Die Zone direkt am Schloss zeigt höchste Gartenkunst mit aufwendig angelegten Blumengärten und galt als repräsentative Erweiterung des Schlosses. „Je mehr man sich vom Schloss entfernt, desto weniger künstlerisch wird es“, sagt Catrin Seidel. „Im Park wird dann nur noch mit heimischen Gehölzen gearbeitet, der Übergang zur freien Natur ist fließend.“
Sein Zonierungsprinzip wandte Pückler-Muskau auch im Schlosspark Altenstein an, den er zusammen mit den zeitgenössischen Landschaftskünstlern Carl Eduard Petzold und Peter Joseph Lenné zur Blüte brachte. Ein Highlight des Parks ist die Katzenkopfwiese mit ihrem eindrucksvollen Baumbestand. „Hier finden sich die für das 19. Jahrhundert typischen Mehrlingspflanzungen“, erklärt Dietger Hagner, Gartenreferent der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Anhand der Jahresringe lassen sich die Bäume auf die Zeit Pücklers in Altenstein datieren. Es spricht also Einiges dafür, dass er seine Ideen in diesem Bereich des Parks umsetzen konnte.
„Pückler-Muskau hatte ein absolutes Händchen für Sichtachsen, Proportionen und Raumwirkung.“
Catrin Seidel, Leiterin der Abteilung Gärten der Klassik Stiftung Weimar
Beide Schlossparks sind Außenstandorte der Bundesgartenschau in Erfurt und damit ein Teil des Gartennetzwerks, das sich anlässlich der Ausstellung aus insgesamt 25 Standorten in ganz Thüringen bildet. In Ettersburg werden für die BUGA beide Parterres des Blumengartens direkt am Schloss neugestaltet. „Ursprünglich wuchsen hier einmal über 200 Rosenarten“,
sagt Seidel. „Anlässlich der BUGA werden wir versuchen, einen Teil der historischen Sorten wieder anzupflanzen.“ Vielfalt und Gartenkunst sind somit garantiert und werden – sowohl in Ettersburg als auch in Altenstein – die Besucher der Parks in ihren Bann ziehen.
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